News
News
ICOM im Interview - „Museums have no borders, they have a network”
ICOM Deutschland ist das deutsche Nationalkomitee des Internationalen Museumsrates ICOM und mit mehr als 7.500 Mitgliedern die größte Organisation von Museen und Museumsfachleuten in Deutschland. Zum zweiten Mal gestaltet ICOM Deutschland einen Themenblock auf der MUTEC. Wir haben mit Geschäftsführerin Anastasia Ziegler über die inhaltlichen Schwerpunkte 2024 und die derzeitigen Herausforderungen in der Museumslandschaft gesprochen.
Welche Erwartungen haben Sie an Ihre diesjährige Teilnahme an der MUTEC? Oder anders gefragt, was muss passieren, damit der Messebesuch für Sie in der Rückschau gelungen ist?
ICOM Deutschland ist in vielfältiger Weise auf der MUTEC präsent: Mit unserem Mix aus Fachbeiträgen im Forum, Information und persönlicher Beratung am Stand sowie verschiedenen Networking-Events rund um die MUTEC möchten wir inhaltliche Impulse setzen, Best Practises in der Museumsarbeit vorstellen, den fachlichen Austausch intensivieren und die Wahrnehmung von ICOM als offenes, demokratisches Netzwerk stärken.
Ein zentraler Aspekt unserer Arbeit ist die Unterstützung des Museumnachwuchses. Unseren studentischen Mitgliedern ermöglichen wir eine Teilnahme an der Messe hier in Leipzig, indem wir Reisekostenbeihilfen gewähren. Dies eröffnet ihnen die Chance, wertvolle Kontakte zu Fachleuten und Gleichgesinnten zu knüpfen, um z.B. den Aufbau ihres beruflichen Netzwerks voranzutreiben oder sich aktiv in die vielfältige Museumslandschaft einzubringen. Wenn in der Rückschau viele junge Mitglieder unser Angebot genutzt haben, freut uns das besonders.
Am Donnerstag, dem 07. November, stehen Sie mit einem Themenblock im MUTEC-Fachprogramm. Welche Schwerpunkte werden Sie dort setzen?
Unter dem Titel „Museen der Zukunft: Stärken aus Krisen entfalten“ möchten wir die nutzbaren Seiten von Krisen betrachten. Wir wollen Strategien aufzeigen, die es Museen ermöglichen, aus Herausforderungen zu lernen und gestärkt daraus hervorzugehen. Dabei stellen wir internationale Projekte vor, die sich mit dem Schutz von Kulturgütern, der Stärkung von Resilienz und der Verwirklichung von Nachhaltigkeitszielen befassen. Dazu zählen unter anderem die nationalen Notfallverbünde, die Initiative ICOM4Ukraine sowie das Projekt zur Entwicklung von Museum Development Goals.
Auch Ihre Mitgliederversammlung wird auf der MUTEC stattfinden. Was sind Herausforderungen für die Museumslandschaft derzeit?
National und international stehen Museen vor denselben komplexen und vielfältigen Herausforderungen wie andere gesellschaftliche Akteure auch. Angesichts des Klimawandels geht es z.B. darum, nachhaltige Praktiken zu implementieren. Dies betrifft sowohl die Gebäude und die Abläufe der Museen als auch die Art und Weise, wie sie Themen und ihre Sammlungen präsentieren. In Krisensituationen – sei es durch Konflikte oder Naturkatastrophen – stehen Museen vor der Herausforderung, Kulturgüter zu schützen und deren Erhalt sicherzustellen. Ein weiteres großes Thema ist nach wie vor die digitale Transformation. Viele Museen arbeiten daran, ihre Sammlungen und Ausstellungen digital zugänglich zu machen, um ein breiteres Publikum zu erreichen und interaktive Erlebnisse zu schaffen.
Durch die Digitalisierung wird die Welt gefühlt immer kleiner. Wie gehen Museen mit der zunehmenden Globalisierung um?
„Museums have no borders, they have a network“ ist ICOMs Leitbild. Der Austausch von Wissen und Ressourcen ist entscheidend, um die derzeitigen Herausforderungen gemeinsam anzugehen. Weltweit verstärken Museen ihre Zusammenarbeit über nationale Grenzen hinweg. Die ICOM-Museumsdefinition ist ein zentraler Bezugspunkt für ihre Arbeit. Sie liefert eine klare Richtlinie für die Aufgaben und Funktionen von Museen und unterstreicht auch ihre gesellschaftliche Verantwortung. Museen sollen der Ausgrenzung oder Unterdrückung anderer Menschen entgegenwirken und damit zu einer vielfältigen, gerechten Gesellschaft beitragen. In einer zunehmend polarisierten Welt sind Museen insbesondere herausgefordert, an gesellschaftlichen Diskursen teilzunehmen und Räume für Dialog und Reflexion zu schaffen. Dabei ist es wichtig zu erkennen, dass Museumsarbeit nicht politisch neutral ist; sie hat das Potenzial, politische und soziale Themen aufzugreifen und zu gestalten.