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Museumsverband des Landes Brandenburg: Ein Interview mit Geschäftsführerin Dr. Susanne Köstering
Der Museumsverband des Landes Brandenburg fördert die Museen und Sammlungen im Land und trägt den Museumsgedanken in die Öffentlichkeit. Gemeinsam mit anderen kulturellen Institutionen und gesellschaftlichen Kräften trägt er zur Bewahrung und Erneuerung der kulturellen Identität der Bürgerinnen und Bürger des Landes und zur Bewahrung ihres historischen Erbes bei. Wir haben mit Geschäftsführerin Dr. Susanne Köstering über die Brandenburger Museenlandschaft, aktuelle Projekte und künftige Entwicklungen gesprochen.
Redaktion: Der Museumsverband des Landes Brandenburg vertritt zahlreiche Einrichtungen im gesamten Bundesland. Wie unterscheiden sich die einzelnen Kulturbetriebe in ihrer Struktur und ihren Anliegen?
Dr. Susanne Köstering: Knapp 400 Museen bilden heute die brandenburgische Museumslandschaft. Diese Landschaft hat sich in der heute bestehenden Form nach 1990 aus einem historisch gewachsenen Kern ausgebildet. Sie ist jung und bunt, differenziert und kleinteilig strukturiert. Charakteristisch ist ihre dezentrale, regionale Prägung. Museen mit unterschiedlichsten Themen und Formaten in den Städten und ländlichen Räumen bieten Plattformen für Wissensaustausch, Unterhaltung und kulturelle Bildung. Dieses engmaschige Netz musealer Einrichtungen wird durch ein hohes Maß freiwilligen Engagements mit professionellen Museen an seinen Eck- und Knotenpunkten gehalten.
Museen in Brandenburg bilden ein breites Themenspektrum zwischen Natur- und Kulturgeschichte von der Frühzeit bis ins 21. Jahrhundert ab. Die großen Landesmuseen für Archäologie, Kunst und Adelskulturen sowie die NS-Gedenkstätten ziehen international Besucherströme an. Museen für Industriekultur und Technik, Landwirtschaft und Literatur, DDR-Alltagsgeschichte oder Kunstgewerbe bilden besondere kulturelle Kristallisationskerne. Die meisten der von Vereinen oder kleinen Gemeinden betriebenen brandenburgischen Heimat-, Stadt- und Regionalmuseen Museen dienen als lokale Kulturzentren, oftmals auch in Verbindung mit Bibliotheken, Bühnen oder Archiven. In den weiten ländlichen Räumen stellen Museen die am leichtesten erreichbaren Kultureinrichtungen in Brandenburg dar, auch für Gäste, die das Land kennenlernen wollen.
Redaktion: In den letzten zwei Jahren wurde die Kulturlandschaft durch die Corona-Pandemie vor große Herausforderungen gestellt. Welche Themen standen in dieser Zeit für Sie besonders im Vordergrund?
Dr. Susanne Köstering: Die Pandemie stellte Museen vor große, ungekannte Schwierigkeiten. Von einem Tag auf den anderen mussten sie schließen, wurden Teams in das Homeoffice geschickt. Kurzarbeit oder gar Entlassungen blieben aber seltene Ausnahmen. Eher widmeten sich die Museumsteams den Grundlagenarbeiten. In der Rückschau beeindrucken die Schnelligkeit und der Pragmatismus, mit denen sich Museen auf die neue Situation einstellten. Ihre Aktivitäten verlagerten sich gleichsam über Nacht auf Hintergrundarbeiten an Konzepten, Sichtungs- und Ordnungsarbeiten im Museum und in die digitale Welt mit ihren neuen Ausstellungen, Vermittlungsangeboten, Tutorials und Workshops, Videos, Podcasts und Social-Media-Kommunikationsplattformen.
Förderprogramme des Bundes und der Länder insbesondere für Digitalisierung machten Projekte auch in den Phasen der Schließungen möglich, die unter „normalen“ Bedingungen Jahre gedauert hätten. In der Rückschau wird sich das Pandemiejahr 2020 in dieser Hinsicht vielleicht sogar als Innovations- und Investitionsphase für Museen erweisen. Die Pandemieerfahrung kann die Museumslandschaft insgesamt strukturell eher stärken als zurückwerfen, wenn sie für konzeptionelle Weiterentwicklung mit dem Ziel der Nachhaltigkeit der Museumsarbeit genutzt wird.
Redaktion: In der Hoffnung, dass die Pandemie nun überwunden ist: Welche Entwicklungen würden Sie in Zukunft gern vorantreiben?
Dr. Susanne Köstering: Nach wie vor sind die wichtigsten Ziele für die brandenburgischen Museen die Sicherung stabiler Grundfinanzierung von Museen für eine nachhaltige Entwicklung, qualifizierte Personalentwicklung, Verbesserung der Depotausstattung und der Rahmenbedingungen für die Sammlungspflege und verstärkte Besucherorientierung durch Verbesserung der Barrierefreiheit, Förderung von Inklusion und Partizipation sowie Vielfalt der Vermittlungsangebote. Der Museumsverband nutzt dafür seine Netzwerkstrukturen und wirkt gleichzeitig darauf hin, die Zusammenarbeit zwischen Kommunen (Städte, Gemeinden, Landkreisen, Städte- und Gemeindebund) und dem Land Brandenburg in Bezug auf Museen zu intensivieren.
Redaktion: Mit der MUTEC gibt es eine internationale Museums-Fachmesse quasi in direkter Nachbarschaft. Welche Vorteile ergeben sich aus Ihrer Sicht daraus?
Dr. Susanne Köstering: Die MUTEC bietet brandenburgischen Museen und ihrem Zusammenschluss, dem Museumsverband, jährlich neue Inspirationsquellen und ein wichtiges, nahe gelegenes Forum zum kollegialen Austausch. Wir nutzen sie auch gern für Weiterbildungsveranstaltungen und Treffen mit Kolleg:innen aus benachbarten Bundesländern!