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Museumsverband Sachsen-Anhalt: Ein Interview mit Geschäftsführer Danny Könnicke
Der Museumsverband Sachsen-Anhalt berät seine Mitglieder in Fragen zur Museumsarbeit. Er versteht sich als Multiplikator in museumsrelevanten Fragen und vermittelt Kontakte zu Fachleuten. Darüber hinaus ist der Museumsverband Ansprechpartner der Landesbehörden in Fragen zur Entwicklung der Museumslandschaft Sachsen-Anhalts. Wir sprachen mit Geschäftsführer Danny Könnicke über die Situation der Museen im Bundesland, die schwierige Pandemiezeit und Perspektiven für die Zukunft.
Redaktion: Der Museumsverband Sachsen-Anhalt vertritt zahlreiche Einrichtungen im gesamten Bundesland. Wie unterscheiden sich die einzelnen Kulturbetriebe in ihrer Struktur und ihren Anliegen?
Danny Könnicke: Die Museumslandschaft in Sachsen-Anhalt ist tatsächlich sehr unterschiedlich und deckt viele Themen ab: Kulturgeschichte, Kunst, Naturkunde, regionale Themen, Industrie- und Technikgeschichte. Auch Memorialmuseen und Gedenkstätten spielen eine wichtige Rolle. Das Anliegen ist dasselbe: Das Bewahren und Vermitteln von kulturellem und naturkundlichem, materiellen und immateriellem Erbe. Und die Museen sind darin sehr gut, sie sammeln und erforschen, die ihnen anvertrauten Objekte, sie vermitteln Geschichte und Geschichten.
Ihre Struktur ist dabei jedoch recht unterschiedlich: Es gibt kommunal, also öffentlich getragene Museen, es gibt Museen in Vereinsträgerschaften, auch gGmbH und GmbH gehören dazu, schließlich auch Museen in Trägerschaft von Stiftungen. Es zeigt sich, dass die meisten der Träger- und Betriebsmodelle für die Museen gut funktionieren, auch wenn die Herausforderungen unterschiedlich sind. Jedes Modell hat Vor- und Nachteile, es gibt kein für alle passendes Modell. Aber auch das macht die Stärke unserer Museumslandschaft aus.
Redaktion: Als Sie die Geschäftsführung des Verbands im Januar 2021 übernahmen, befand sich die Kulturlandschaft mitten im Pandemie-Lockdown. Welche Themen standen für Sie in den letzten anderthalb Jahren besonders im Vordergrund?
Danny Könnicke: Die Pandemie hat die Museen getroffen, keine Frage. Daher galt es zunächst vor allem, die Auswirkungen zu mildern. Nicht zuletzt dank der Unterstützung durch Landes- und Bundesprogramme ist das an vielen Stellen durchaus gelungen. Zumindest ist uns nicht bekannt, dass ein Museum pandemiebedingt dauerhaft schließen musste.
Die Museen haben die Zeit genutzt, um sich intensiver mit ihren Sammlungen zu beschäftigen, sie haben neue Vermittlungsformate entwickelt und ihre digitalen Aktivitäten deutlich verstärkt. Darauf wollen wir aufbauen und die Museen darin bestärken und unterstützen.
Redaktion: In der Hoffnung, dass die Pandemie nun überwunden ist: Welche Entwicklungen würden Sie in Zukunft gern vorantreiben?
Danny Könnicke: Die Pandemie hat gezeigt, wie sensibel die Kulturlandschaft ist, wie anfällig sie sein kann. Da stellt sich auch für Museen die Frage nach der gesellschaftlichen Relevanz. Monatelang waren sie geschlossen, aktive Vermittlungsarbeit kaum möglich. Und der physische Museumbesuch, das haptische Exponat kann digital nicht ersetzt werden.
Die Kulturlandschaft insgesamt muss sich daher die Frage nach ihrer Relevanz für die Gesellschaft fragen: Wie wichtig sind wir für die Menschen? Auch Museen sind ja keine Selbstverständlichkeit, sie müssen von der Gesellschaft finanziert und vor allem besucht werden. Welche Rolle spielen Museen also in der und für die Gesellschaft? Haben die Menschen andere Erwartungen an einen Museumsbesuch als vor Corona?
Hier gilt es aus meiner Sicht, die Menschen stärker ins Museum einzubinden, sie nicht ausschließlich als Besucher:innen zu verstehen. Museen können sich öffnen für partizipative Ansätze, für gesellschaftliche Teilhabe und nicht zuletzt können Museen Orte für gesellschaftliche Diskurse sein. Nirgendwo sonst lassen sich Vergangenheit und Gegenwart physisch so nah beieinander begreifen, fast anfassen. Und nirgendwo sonst bietet sich damit die Möglichkeit für Diskussionen über die Zukunft. Das gilt es zu nutzen, um mehr gesellschaftliche Relevanz zu gewinnen.
Redaktion: Mit der MUTEC gibt es eine internationale Museums-Fachmesse quasi in direkter Nachbarschaft. Welche Vorteile ergeben sich aus Ihrer Sicht daraus?
Danny Könnicke: Die räumliche Nähe erleichtert natürlich den Besucher dieser großartigen und vielfältigen Fachmesse. Fast vor der Haustür kann man sich neueste Entwicklungen anschauen. Vielleicht ergibt sich aus der Nähe aber auch die Möglichkeit für Kooperationen. Die Aussteller können die Museen ja vielleicht für Präsentation vor Ort nutzen, vielleicht auch, um ihre Produkte direkt in einem Museum zu testen. Aber das wichtigste scheint mir zu sein: Die MUTEC unterstreicht die Bedeutung der Museumslandschaft in unserer Region, in Sachsen und Sachsen-Anhalt.