10.10.2024 MUTEC

MUTEC 2024 – Maßnahmen gegen den Klimawandel

Am 07. und 08. November 2024 findet die MUTEC statt und mit ihr eines der größten Fort- und Weiterbildungsprogramme der Museumsbranche. Eines der wichtigsten Themen: Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Das Jüdische Museum Berlin und das Deutsche Hygiene-Museum in Dresden haben bereits erste Maßnahmen ergriffen.

„Wenn ich eine Fotografie-Ausstellung im Bereich der Südseite eines Gebäudes im Sommer plane, dann ist damit u. U. ein deutlich größerer Klimatisierungsaufwand verbunden, als wenn die Ausstellung im Winter in der Nordseite gezeigt wird.“ erklärt Dr. Nina Schallenberg, Ausstellungsleiterin vom Jüdischen Museum Berlin. So war es keine Frage die mit Fotografien und Publikationen bestückte Ausstellung „Deutsche Juden heute. Leonard Freed“ am 11. November diesen Jahres in der Eric F. Ross Galerie des Jüdischen Museums beginnen zu lassen. Freed dokumentierte mit seiner Arbeit das Leben deutscher Jüd:innen in den 1960er-Jahren in den Gegenden von Düsseldorf und Frankfurt am Main. „Eine Ausstellung mit eindrücklichen Bildern, anhand derer wir fragen, welches Leben überhaupt möglich war, wenige Jahre nach der Shoah im Land der Täter:innen. Bei aller historischen Komplexität und gegenwärtigen Relevanz denken wir hier wie bei allen anderen Projekten die Nachhaltigkeit mit.“

„Wo Technik Kulturgut trifft“…

…das ist der Slogan der MUTEC. Deren Projektdirektorin, Mariella Riedel, meint: „Neben wirklich ausgefeilten technischen Lösungen wie 3D-Druck oder virtual reality sehen wir auf der MUTEC auch vermeintlich einfache Technologie, die enorme Wirkkraft entfalten kann.“ Ein Beispiel ist die Beleuchtung von Exponaten. Mit derzeit 12 Prozent der mehr als 113 bereits angemeldeten Ausstellern aus dem Bereich „Licht“ zeigt sich hier einer der Schwerpunkte der Fachmesse.

Nachhaltigkeit selbst im Programm

Enorm viel Strom spart beispielsweise das Deutsche Hygiene Museum Dresden, seitdem es sukzessive auf LED umstelle, weiß Anja Sommer, die dortige Leiterin für Kooperationen. „Das ist aber nicht die einzige Maßnahme. Der Nachhaltigkeitsprozess umfasst das Gebäudemanagement, die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft für den Ausstellungsbau und selbst das Programm.“ Die am 09. November 2024 beginnende Ausstellung „Luft. Eine für alle“ zeigt das. Besonders stolz ist das Deutsche Hygiene – Museum aber auf den inzwischen komplett entsiegelten, 3.000m² großen Innenhof. Der wird zu einem natürlichen Habitat für Pflanzen und Insekten mitten in der Stadt umgestaltet.

CO2 - reduzieren, aber auch an den Klimawandel anpassen

Im Rahmen des MUTEC-Fachprogramms werden Dr. Nina Schallenberg und Anja Sommer gemeinsam mit dem Deutschen Museumsbund zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit sprechen. Neben der Reduktion des CO2-Ausstoßes zwingt der unvermeidliche Klimawandel auch zur Anpassung. „Wir wünschen uns beispielsweise eine Regenwasserauffanganlage, mit der Regenwasser gehalten und in trockeneren Zeiten zum Bewässern des Gartens verwendet werden könnte“, berichtet Dr. Schallenberg. Allerdings sei das mit Haushaltsmitteln nicht zu stemmen, weshalb eine zusätzliche Förderung nötig wäre. In Dresden an der Elbe wiederum wurde neben einem hochwassergeschützten Depot ebenfalls eine Regenwasserzisterne für das Deutsche Hygiene-Museum angelegt. „Durch den Klimawandel werden Starkregen und Hitze zu einem Risiko für unser Museum“ so Sommer.

Grenzen der Nachhaltigkeit

Manchmal verlangt der Gegenstand der Ausstellung jedoch zwangsläufig Abstriche bei der Nachhaltigkeit. „Die Transportwege von Exponaten sind selbstverständlich ein großer CO2-Treiber“, erzählt Dr. Schallenberg. „Daher bemühen wir uns im Sinne der Nachhaltigkeit, Ausstellungen aus dem eigenen Bestand zu konzipieren oder sie zu nutzen, um die Sammlung strategisch zu erweitern. Als Jüdisches Museum in Deutschland stehen wir jedoch vor der besonderen Herausforderung, dass aufgrund von Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung und der Zerstörung jüdischer Kulturgüter zahlreiche Objekte gar nicht mehr oder nur noch in geringer Zahl vorhanden sind – und dann häufig im Ausland. Insofern befinden sich viele unserer potentiellen Exponate in Israel, den USA oder in anderen Exilländern. Daher sind die Transportwege für unsere Ausstellungen oft lang und der CO2-Ausstoß daher hoch. Wenn wir unsere Themen mithilfe von Originalen anschaulich machen wollen, müssen wir das leider in Kauf nehmen – oder auf das Original verzichten und andere Möglichkeiten der Anschauung entwickeln.“

Das gesamte Fachprogramm mit dem Themenblock „Klimaschutz und Nachhaltigkeit“ und den sechs weiteren Blöcken finden Sie hier.

Im Ausstellerverzeichnis finden Sie einen Überblick über alle Aussteller der MUTEC 2024 .

Ansprechpartner

Carsten Lorenz
Pressesprecher
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